St.
Erentrudis
Seit dem gro§en DomjubilŠumsjahr 1974 gibt es zum ersten Mal im Salzburger Dom auch ein Bild, das an die heilige Landesmutter, die hl. Erentrudis erinnert. An dem quadratischen Stipes oder Fu§ des neu gestalteten Volksaltares sind nŠmlich vier schšne, von Meister Adlhart von Hallein geschnitzte Holzreliefs angebracht worden: Die dem Volk zugewandte vordere FlŠche zeigt die beiden im Dom ruhenden Dišzesanpatrone Rupertus und Virgilius; die rŸckwŠrtige FlŠche, vor der der zelebrierende Priester steht, zeigt die beiden apostelfŸrsten Petrus und Paulus; an der rechten Seite aber – vom Volk aus gesehen – ist die hl. Erentrudis dargestellt, auf der linken Seite die hl. Notburga.
Ich habe mich Ÿber diese lŠngst fŠllig gewesene, wenn auch immer noch beschiedene, Ehrung zweier heiliger Frauen, die fŸr unsere Erzdišzese viel bedeuten, sehr gefreut.
Vor allem das Relief der hl. Erentrudis ist sehr gut gelungen: Sie hŠlt nicht nur den €btissinnenstab in der Hand, sondern hat neben sich auch das Modell der Nonnberger Stiftskirche und ein MŠdchen.
So kommt sinnvoll zum Ausdruck, was diese heilige Frau war und bedeutete: sie war €btissin des hiesigen Klosters, das seit der GrŸndung im letzten Jahrzehnt des 7. Jahrhunderts bis herauf in unsere Zeit nie unterging, sondern immer der gro§en Aufgabe nachkam, das Lob Gottes zu singen und eine StŠtte des Gebetes und der Kontemplation am Mittelpunkt unserer Erzdišzese zu sein.
Sie war Ÿberdies Erbauerin und HŸterin des ersten, der jungfrŠulichen Gottesmutter geweihten Heiligtums, der schšnen Nonnberger Stiftskirche und hat hier Ÿberdies ihre GrabstŠtte gefunden, zu der in frŸheren Zeiten, teilweise noch heute, viele GlŠubige heraufpilgerten, um sich der mŠchtigen FŸrbitte dieser Heiligen anzuvertrauen.
Und schlie§lich war die hl. Erentrudis- und das ist das Dritte – das durch das Relief am Volksaltar im Dom nun zum Ausdruck kommt – die erste Erzieherin der weiblichen Jugend zu christlicher Sittlichkeit, Reinheit und Fršmmigkeit und kšnnte heute noch der weiblichen Jugend in unserem Lande strahlendes Vorbild sein.
Das war damals im ausgehenden siebten und beginnenden achten Jahrhundert ein pastoral ungemein kluger Zug in der Missionsmethode der aus dem Westen, aus dem Frankenreich bzw. aus den britischen Inseln in unser Land kommenden Glaubensboten und Missionare, dass sie sich nŠmlich nicht nur mŠnnliche Helfer (Priester) beigesellten, sondern auch begonnenem und erfolgreich grundgelegtem Aufbauwerk eine gottgeweihte Frau oder mehrere solche als Helferinnen und Beterinnen nachkommen lie§en und beizogen: So machte es der hl. Bonifatius, der seine Verwandte, die hl. Lioba holte, dass sie ihm helfe und beistehe; so machte es der hl. Willibald, der seine leibliche Schwester Walburga zur GrŸndung einer StŠtte der Gottesverehrung und der Erziehung der weiblichen Jugend veranlasste. So machte es auch der hl. Rupertus, der seine Verwandte Erentrudis nach Salzburg kommen lie§.
Diese Glaubensboten ahmten dabei ja nur das Beispiel der Apostel nach. Denn was uns ausdrŸcklich vom hl. Paulus berichtet wird, das taten sicher auch die anderen Apostel: sie spannten in ihr Missionswerk auch die Frauen ein, die fŸr religišse Fragen und fŸr Werke der Fršmmigkeit viel mehr als die MŠnner aufgeschlossen sind. Sie sollten den Aposteln helfen im Werk der Glaubensverbreitung durch das Apostolat des Gebetes, des guten Beispiels und der guten Tat in Werken der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit.
Der hl. Paulus hŠtte sicher nicht so rasch auf europŠischem Boden in Philippi eine erste, blŸhende Christengemeinde aufbauen kšnne, wenn ihm dabei nicht die PurpurhŠndlerin Lydia so tapfer und opferbereit geholfen hŠtte: Lydia, die erste bekehrte EuropŠerin, nahm den hl. Paulus in ihr Haus auf, wo nun erstmalig auf europŠischem Boden das eucharistische Brotbrechen vorgenommen wurde.
€hnlich erging es dem hl. Paulus dann in Korinth (bzw. in KenchreŠ, einem Hafenvorort von Korinth), wo im Phšbe gro§e Dienste leistete (vgl. Ršm 16,1-2). Und wieder ganz Šhnlich stand dann in Rom eine Frau dem hl. Paulus helfend zur Seite, nŠmlich Priska. Von ihr schreibt der hl. Paulus im Ršm 16,3f, dass sie ãseine Mitarbeiterin in ChristusÒ war, der er Ÿberaus dankbar sein mŸsse.
Wie die getreuen JŸngerinnen aus GalilŠa den gšttlichen Meister wŠhrend seines šffentlichen Lebens begleitet und fŸr ihn gesorgt haben, so waren fromme Frauen auch Begleiterinnen der Apostel auf ihren Missionsreisen. So blieb es dann auch in den folgenden Jahrhunderten bei der Missionierung unserer LŠnder.
So danken wir heute bei diesem festlichen Gottesdienst zu Ehren der hl. Erentrudis all jenen frommen, opferbereiten Frauen, die den Glaubensboten und Missionaren hilfsbereit zur Seite standen in vergangenen Zeiten und in der Gegenwart.
Und wir danken heute den Tšchtern der hl. Erentrudis herauf durch die zurŸckliegenden 12 Jahrhunderte, dass sie auf dem Nonnberg die Flamme des Opfers und des Gebetes nie erlšschen lie§en, sondern immer wieder neu entzŸndeten als Vorbild fŸr die Bewohner unserer Stadt und unseres Landes.
Was wir heute den Schwestern im Kloster Nonnberg bei dieser festlichen Eucharistiefeier erbitten wollen, ist klar: dass sich auch in unserer opferscheuen Zeit gottliebende Frauen ihnen zugesellen mšchten, um die Sendung der hl. Erentrudis fortzufŸhren: betend und opfernd in der Verherrlichung Gottes und dienend in Werken der NŠchstenliebe und der Barmherzigkeit den vielen, die in unserer Zeit in materialistischer Einstellung ins Heidentum zurŸckzusinken drohen, zu zeigen, was es Gro§es und Schšnes ist, sein Leben Gott zu weihen und ihm einen tiefen Sinn und ein gro§es Ziel zu geben.